Anonym in den neuen Job – taugt das neue Bewerbungsverfahren?
Name, Hobbies, Alter, Familienstand? Das alles sind unwichtige Informationen, wenn sich Unternehmen für das anonymisierte Bewerbungsverfahren entscheiden. In den vergangenen Wochen wurde das Thema verstärkt in den Medien diskutiert. Initiiert wurde das Projekt durch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS). Das Bundesfamilienministerium hat unter vielen anderen Unternehmen daran teilgenommen und einen Bewerbungslauf völlig anonymisiert durchgeführt. Besonders jungen Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund wird mit diesem Verfahren seitens des Ministeriums eine bessere Chance eingeräumt.
Wir haben das Thema bei Prodware natürlich diskutiert. Sollen wir teilnehmen? Ist das Verfahren eine Chance, für Bewerber als auch für die Unternehmen? Viele Punkte sprachen für einen Versuch, einige aber auch dagegen. An dieser Stelle geht es gar nicht darum herauszustellen, das jeder Mensch die gleichen Chancen haben sollte. Allerdings spielt doch oft gerade die Persönlichkeit eine große Rolle. Sobald ich mich nur auf schlichte Fakten, Abschlüsse und Zeugnisse konzentriere, vergesse ich doch den Menschen, der dahinter steckt. Oft sagen Zeugnisse auch nicht alles aus. Wie verhält es sich zum Beispiel mit jemandem, der vielleicht nicht den Traum-Abschluss machen konnte, sei es aus familiären oder auch politischen Gründen? Genau diese Menschen, die über eine hervorragende Sozialkompetenz und enorm viel Elan verfügen, schließen wir mit so einem Verfahren aus. Als Unternehmen muss ich darauf achten, dass die Teams funktionieren. Bei diesem Aspekt steht eigentlich eher die Persönlichkeit und wenige fachliches Know how der Bewerber im Fokus. Und häufig ist es so: Fühlen sich Mitarbeiter in ihrem Umfeld wohl und werden von den Vorgesetzten gefördert und unterstützt, entwickeln sie Freude an ihrem Job und bereichern das Unternehmen von ganz allein. Ich weiß nicht, ob wir dazu anonyme Bewerbungsverfahren brauchen.